Senioren
Was passiert, wenn Menschen mit dem Asperger-Syndrom alt werden?
Im Rahmen der individuell gegebenen Möglichkeiten und soweit es der eigene Autismus zulässt, sollten Asperger Senioren versuchen, sich wie nicht autistische Menschen (Neurotypen) auch um die körperliche und geistige Fitness als auch die psychische Stabilität zu sorgen. Was in Kindheitszeiten evtl. mit routinierter Ausdauer oder in starren Abläufen betrieben wurde, im Jugend- und Erwachsenenalter vielleicht ganz oder vermindert zurückgegangen ist, könnte im Alter bei Asperger Senioren wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Alte (Insel-)Interessen, Verhaltensmuster und Empfindungen könnten neu in den Vordergrund treten.
Möglicherweise zieht man sich öfters wieder in seine eigene Welt zurück, weil man sich in seiner Umgebung unwohl und deplatziert fühlt, so wie einst in der Kindheit. Das soziale Umfeld sollte sensibilisiert werden, weil in Zukunft immer mehr Asperger Senioren pflegerisch ambulant betreut oder in Pflegeheimen untergebracht werden. Pflegepersonal sollte in Bezug auf Autismus zumindest in Grundkenntnissen geschult sein, um auf mögliche Schwierigkeiten vorbereitet zu sein, denn Körperkontakt ist bei vielen Autisten ein großes Problem. Berührungen und Handhabungen durch fremde Personen, die bei der Pflege unumgänglich sind, sind für Menschen mit Asperger-Syndrom eine unerträgliche Belastung und können zur Verstärkung vieler Symptome führen wie erneute Entfaltung von Autismus-typischem Verhalten bis zur sozialen Isolation und Hilfeverweigerung.
Für Asperger Senioren, die nicht mehr unabhängig zu Hause leben können und noch nicht körperlich gepflegt werden müssen, könnte die Wohnform des Ambulant Betreuten Wohnens attraktiv sein, denn diese zielt auf Selbstbestimmung und die bestmöglichste Eigenständigkeit des Einzelnen mit entsprechender Hilfestellung durch Sozialdienste. Dort wird Unterstützung überwiegend nur bei finanziellen Angelegenheiten, Behördenangelegenheiten und der Haushaltsorganisation gewährt. In Pflegeeinrichtungen sollten Asperger Senioren möglichst nur in Einzelzimmern versorgt werden.
Viele ältere Neurotypen leiden im Alter stark unter Einsamkeit nach Versterben von Partner/innen und Bekannten. Bei vielen besteht daher die innere Sehnsucht nach regelmäßiger Zuwendung und Unterhaltung, die sich jedoch häufig nur unzureichend verwirklichen lässt. Da bei vielen Autisten dieser Wunsch nach vielen Kontakten und Nähe weniger stark ausgeprägt oder nicht vorhanden ist und sich im Alter voraussichtlich auch nicht mehr ändert, haben es Asperger Senioren später im Punkt Alleinsein u.U. leichter.